Freitag, 26. September 2014

The Real South Africa


Gestern hat uns unsere Schulleiterin gezeigt, wo die Kinder von unserer Schule eigentlich Zuhause sind. Wir sind einfach nur um zwei Ecken gebogen und plötzlich waren wir im tiefsten Towhnship. Unglaublich wie nah diese Gegend unserer Schule ist, die, wenn natürlich auch nicht mit einer privaten Schule zu vergleichen, doch sehr gut und relativ modern ist.
Das Zuhause der Kinder ist also eine unbeschreiblich große Area, bestehend aus Wellbelchhütten, zusammengenagelten Brettern und MÜLL. Überall liegt Müll herum, auf den Straßen, in den Häusern und die Kinder spielen darin. Wir konnten uns einfach nicht vorstellen wie Menschen generell und vor allem die Kids, die man aus der Schule kennt, so leben können. Doch wir haben sie gesehen, wie sie nach der Schule nach Hause gelaufen sind, in Schuluniform und mit Rucksack bepackt durch den Müll zu den Baracken.
Die Häuser bestehen meistens aus nur einem Zimmer, in dem dann alle Geschwister, Tiere und Eltern zusammen schlafen. Alle Familien sind  ziemlich groß, bestehend aus mindestens 3 Kindern, meistens gibt es jedoch zwischen 5 und 9 Kindern. Das heißt die Kleinen sind immer dabei, wenn ihre Geschwister gezeugt werden, wenn die Eltern betrunken sind oder wenn jemand geschlagen wird, es gibt keine Rückzugsmöglichkeit. Außerdem wurde uns erklärt, dass die wenigsten Häuser eigene Toiletten oder Wasser besitzen, es gibt also Baracken und öffentliche Wasserhähne für mehrere Straßen. Von Elektrizität haben die meisten noch nie gehört...
Dieser Ausflug war sehr eindruckvoll und wichtig für mich. Natürlich wusste man, dass die Kinder alle aus dem Township kommen und dass es ihnen Zuhause nicht so gut geht, wie in der Schule. Doch in diesem Ausmaß hatten wir beide es nicht erwartet. Die Schuluniform verdeckt die Armut und dadurch, dass alle Kinder Essen in der Schule bekommen, Bücher und die allgemeine Schulausbildung kostenlos ist, sind die schrecklichen Verhältnisse nicht immer präsent.
Jetzt kann ich die Kleinen nur noch mehr bewundern, wie fröhlich, offen, motiviert und lebendig sie sind, obwohl sie aus nahezu unmenschlichen Wohnverhältnissen kommen. Ich neige immer mal wieder dazu die Kinder in Südafrika mit den deutschen Kindern zu vergleichen (auch wenn das natürlich schwierig ist) und es fällt immer wieder auf, wie viel lebensfreudiger diese Kinder sind, obwohl sie soviel weniger haben.
Außerdem hat mich der Trip nur noch mehr in der Bedeutsamkeit meiner Arbeit bestärkt, darin den Kindern Liebe und Aufmerksamkeit zu schenken und sich ihrer anzunehmen. 

Das Zuhause aller unserer Kinder

Eine noch relativ "gute" Hütte



Die betrübte Stimmung hielt jedoch nicht lange an, da an den letzten beiden Tagen der Heritageday gefeiert wurde. Der Heritageday ist ein nationaler Feiertag (24.09.), bei dem die Südafrikaner ihre Kultur und die Vielfalt ihrer Traditionen und ihres Glaubens feiern.
An unserer Schule hatten verschiedene Grades Präsentationen, Tänze und traditionelles Essen vorbereitet. Es wurde jedoch nicht nur die eigene afrikanische (in unserem Falle: Xhosa) Kultur, sondern auch die englische (weiße) und die indische Kultur vorgestellt und gefeiert. Die Kinder und Lehrer verkleideten sich also als:
- Afrikaner, in traditionellen Gewändern mit Kopf- und Halsschmuck und bemalten Gesichtern
- Inder, in Tücher gewickelt und mit Punkten auf der Stirn
- Engländer, die Mädchen in Highheels und Kleidchen und die Jungs im Anzug
Leonie und ich wurden traditionell afrikanisch verkleidet und bemalt, damit wir wenigstens einmal "Real Africans" seien, wie die Kinder es nannten. Schließlich gab es eine europäische, eine indische und eine Xhosa Hochzeit, mit jeweils unterschiedlichem Tanz und Gesang. 

"Real Africans"


Präsentation der afrikanischen Kultur (Grade 7)

Gemeinsames Tanzen



Eine traditionelle Xhosa Hochzeit läuft so ab, dass die Frau und der Mann von viel Gejohle und Gesang begleitet, getraut werden. Dabei wird die Frau von ihrer und der Mann von seiner Familie besungen. Es geht darum, dass nun all die Sorgen und Probleme, die diejenigen Familien haben auf ihren Schultern liegen. Danach muss die Frau sich auf den Boden setzen und wird in ein Tuch eingehüllt und die versammelte Gemeinschaft betet für das neue Paar. Die Frau bekommt außerdem, wenn sie auf dem Boden sitzt, einen neuen Namen. Dieser Name ist von nun an ihr einziger Name und ihr Geburtsname darf nicht mehr verwendet werden. Anschließend muss die Frau für alle Gäste und besonders für die Familie ihres Mannes Tee kochen, erst dann darf sie sich zurück ziehen und ausruhen.

Ich weiß das alles so genau, da ich die Braut war und die ganze Zeremonie durchlaufen durfte!


Die süßeste europäische Hochzeit 


English Ladys
Indian Girl



Mein Ehemann
Neue Namensgebung, leider schon wieder vergessen :(
Eingehüllt in Decken, die einen vor den Sorgen der Familien schützen sollen




Montag, 15. September 2014

Wochenende genießen

Am Samstag war ein Tournament an unserer Schule, bei dem fünf verschiedene Schulen in verschieden Sportarten gegeneinander angetreten sind. Die Jungs spielten in den Altersklassen von U9, über U11 bis U13 Fußball und die Mädchen spielten Netball. Wir wurden von unserer Schulleiterin eingeladen ein Team zu coachen und selbst im Lehrerteam mitzuspielen, wobei jedoch leider nur aus ersterem etwas wurde. Insegesamt war es eine tolle Veranstaltung, die Lehrer waren sehr stoz und die Kleinen super motiviert dabei.
Als wir heute Morgen in die Schule kamen, trafen wir auf eine große Versammlung auf dem Schulhof, bei der wir erfuhren, dass unsere Schule einfach ALLE Pokale abgeräumt hatte. Die Lehrer waren ganz aus dem Häusschen und manche Kinder fingen sogar an zu weinen..


 
Unsere Jungs


Später am Nachmittag war ich dann das erste Mal am Strand, es war einfach nur wunder, wunderschön!

Summerstrand, Nelson Mandela Bay

Sonntag ging es dann (für viele von uns zum ersten Mal) zum Paintball! Nachdem man die erste halbe Stunde den Psychohorror im Busch überstanden hatte, fing es an richtig Spaß zu machen. Und wir verließen nach 2 Stunden strahlend, übersat mit blauen Flecken und alle komplett fertig mit der Welt, doch lachend das Gelände.



Freitag, 12. September 2014

Charles Duna Public Primary School

Frühes Aufstehen, ins Township fahren und mindestens 300 kleine Kinder bespaßen... es ist TOLL! Die ersten beiden Arbeitstage sind rum und ich bin mir zu 183728% sicher, dass ich mit der Entscheidung für 1 Jahr von Zuhause weg und fast an das andere Ende der Welt zu reisen, alles richtig gemacht habe. Die Kinder freuen sich wahnsinning über uns und alle wollen nur noch "sports" machen und nicht mehr in ihren Klassen sitzen und lernen. Obwohl man sagen muss, dass die Schule super organisiert ist, die Lehrer machen einen sehr freundlichen und herzlichen Eindruck und scheinen sehr bemüht um die Kleinen. Auch wenn sie natürlich nicht abgeneigt sind, ihre Stunden an uns abzugeben um ein kleines Päusschen mehr zu haben.


Charles Duna Public Primary School
Ansonsten bestanden die ersten Tage noch aus viel "Who's scared of the lion?", Reise nach Jerusalem, Fischer-Fischer wie tief ist das Wasser und selbst ausgedachten Spielen. Doch das störte keinen, die Kinder sind imme begeistert dabei, rennen um ihr Leben und hängen am liebsten an deinen Armen. Jedes Spiel wird von lautem Geschrei, Gesang, Tanz und Lachen begleitet.
Ein bisschen schwierig wird es jedoch beim Fangen spielen, weil alle immer auf einen zu rennen, gefangen werden wollen und am liebsten sich gegenseitig auf den Boden werfen. Aber auch das können sie stundenlang spielen, meistens sind sie so aufgeregt, dass man kein Spiel zuende erklären kann und deswegen entstehen jede Stunde neue Spielvariationen und meistens auch mindestens noch eine neue Regel von einem der Kinder. Also jeder lernt von jedem und alle haben eine Menge Spaß :)

Unser Sportplatz für das nächste Jahr

Der Plumssack geht rum

Grade 2




Hello South Africa

Endlich angekommen!
Am Mittwoch den 10.9.2014 bin ich nach knapp 14 Stungen Flug endlich am Flughafen in Port Elizabeth angekommen, wo ich von meiner Partnerin Leonie und Brett Armstrong (unserem Ansprechpartner vor Ort) herzlich empfangen wurde.
Den restlichen Tag habe ich mir dann von Leonie die Umgebung zeigen lassen, die anderen Freiwilligen in PE besucht und einfach versucht so viel wie möglich aufzunehmen. Abends waren wir dann noch in der Gym, was sich für mich jedoch nicht so wirklich gelohnt hat, da ich VIEL zu müde war. Ich bin dann also nur noch ins Bett gefallen und habe wie im Koma geschlafen, denn es hieß ja früh aufstehen und arbeiten am nächsten Morgen...


Unser gemeinsames Zimmer
Unser Hauseingang

Eine unserer Mitebwohnerinnen