Das Zuhause der Kinder ist also eine unbeschreiblich große
Area, bestehend aus Wellbelchhütten, zusammengenagelten Brettern und MÜLL.
Überall liegt Müll herum, auf den Straßen, in den Häusern und die Kinder
spielen darin. Wir konnten uns einfach nicht vorstellen wie Menschen generell
und vor allem die Kids, die man aus der Schule kennt, so leben können. Doch wir
haben sie gesehen, wie sie nach der Schule nach Hause gelaufen sind, in Schuluniform
und mit Rucksack bepackt durch den Müll zu den Baracken.
Die Häuser bestehen meistens aus nur einem Zimmer, in dem
dann alle Geschwister, Tiere und Eltern zusammen schlafen. Alle Familien
sind ziemlich groß, bestehend aus
mindestens 3 Kindern, meistens gibt es jedoch zwischen 5 und 9 Kindern. Das
heißt die Kleinen sind immer dabei, wenn ihre Geschwister gezeugt werden, wenn
die Eltern betrunken sind oder wenn jemand geschlagen wird, es gibt keine
Rückzugsmöglichkeit. Außerdem wurde uns erklärt, dass die wenigsten Häuser
eigene Toiletten oder Wasser besitzen, es gibt also Baracken und öffentliche
Wasserhähne für mehrere Straßen. Von Elektrizität haben die meisten noch nie
gehört...
Dieser Ausflug war sehr eindruckvoll und wichtig für mich.
Natürlich wusste man, dass die Kinder alle aus dem Township kommen und dass es
ihnen Zuhause nicht so gut geht, wie in der Schule. Doch in diesem Ausmaß
hatten wir beide es nicht erwartet. Die Schuluniform verdeckt die Armut und dadurch,
dass alle Kinder Essen in der Schule bekommen, Bücher und die allgemeine
Schulausbildung kostenlos ist, sind die schrecklichen Verhältnisse nicht immer
präsent.
Jetzt kann ich die Kleinen nur noch mehr bewundern, wie
fröhlich, offen, motiviert und lebendig sie sind, obwohl sie aus nahezu
unmenschlichen Wohnverhältnissen kommen. Ich neige immer mal wieder dazu die
Kinder in Südafrika mit den deutschen Kindern zu vergleichen (auch wenn das
natürlich schwierig ist) und es fällt immer wieder auf, wie viel
lebensfreudiger diese Kinder sind, obwohl sie soviel weniger haben.
Außerdem hat mich der Trip nur noch mehr in der
Bedeutsamkeit meiner Arbeit bestärkt, darin den Kindern Liebe und
Aufmerksamkeit zu schenken und sich ihrer anzunehmen.
Das Zuhause aller unserer Kinder |
Eine noch relativ "gute" Hütte |
Die betrübte Stimmung hielt jedoch nicht lange an, da an den
letzten beiden Tagen der Heritageday gefeiert wurde. Der Heritageday ist ein
nationaler Feiertag (24.09.), bei dem die Südafrikaner ihre Kultur und die
Vielfalt ihrer Traditionen und ihres Glaubens feiern.
An unserer Schule hatten verschiedene Grades Präsentationen, Tänze und traditionelles Essen vorbereitet. Es wurde jedoch nicht nur die eigene afrikanische (in unserem Falle: Xhosa) Kultur, sondern auch die englische (weiße) und die indische Kultur vorgestellt und gefeiert. Die Kinder und Lehrer verkleideten sich also als:
An unserer Schule hatten verschiedene Grades Präsentationen, Tänze und traditionelles Essen vorbereitet. Es wurde jedoch nicht nur die eigene afrikanische (in unserem Falle: Xhosa) Kultur, sondern auch die englische (weiße) und die indische Kultur vorgestellt und gefeiert. Die Kinder und Lehrer verkleideten sich also als:
- Afrikaner, in traditionellen Gewändern mit Kopf- und
Halsschmuck und bemalten Gesichtern
- Inder, in Tücher gewickelt und mit Punkten auf der Stirn
- Engländer, die Mädchen in Highheels und Kleidchen und die
Jungs im Anzug
Leonie und ich wurden traditionell afrikanisch verkleidet
und bemalt, damit wir wenigstens einmal "Real Africans" seien, wie
die Kinder es nannten. Schließlich gab es eine europäische, eine indische und
eine Xhosa Hochzeit, mit jeweils unterschiedlichem Tanz und Gesang.
"Real Africans" |
Präsentation der afrikanischen Kultur (Grade 7) |
Gemeinsames Tanzen |
Eine traditionelle Xhosa Hochzeit läuft so ab, dass die Frau und der Mann von viel Gejohle und Gesang begleitet, getraut werden. Dabei wird die Frau von ihrer und der Mann von seiner Familie besungen. Es geht darum, dass nun all die Sorgen und Probleme, die diejenigen Familien haben auf ihren Schultern liegen. Danach muss die Frau sich auf den Boden setzen und wird in ein Tuch eingehüllt und die versammelte Gemeinschaft betet für das neue Paar. Die Frau bekommt außerdem, wenn sie auf dem Boden sitzt, einen neuen Namen. Dieser Name ist von nun an ihr einziger Name und ihr Geburtsname darf nicht mehr verwendet werden. Anschließend muss die Frau für alle Gäste und besonders für die Familie ihres Mannes Tee kochen, erst dann darf sie sich zurück ziehen und ausruhen.
Ich weiß das alles so genau, da ich die Braut war und die
ganze Zeremonie durchlaufen durfte!
Die süßeste europäische Hochzeit |
English Ladys |
Indian Girl |
Mein Ehemann |
Neue Namensgebung, leider schon wieder vergessen :( |
Eingehüllt in Decken, die einen vor den Sorgen der Familien schützen sollen |